Was kann ich tun?

Entspannungsübungen für Clusterkopfschmerz-Betroffene

Clusterkopfschmerzen bedeuten meist einen deutlich massiveren Einschnitt in das Leben der Patienten und ihrer Angehörigen als diese sich selber am Anfang eingestehen.

 

Hilfe bei der Auseinandersetzung mit der Krankheit und ihren Folgen können Sie von professioneller Seite erhalten. Sie können auch die Vorteile von Selbsthilfegruppen nutzen.

 

Neben solchen Unterstützungsangeboten von außen gibt es darüber hinaus ein breites Spektrum an Möglichkeiten, wie Sie selbst dazu beitragen können, die Erkrankung zu bewältigen und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

 

Ein Patentrezept dafür gibt es leider nicht. Es kommt - kurz gesagt - darauf an, selbst für das eigene seelische und körperliche Wohlbefinden zu sorgen.

 

Die Wege, das eigene Befinden günstig zu beeinflussen, sind individuell sehr unterschiedlich. Während der eine im Internet surft und Chatrooms besucht, ist es für eine andere Person Seidenmalerei oder Wandern, was sie als entlastend empfindet. Daher gilt an dieser Stelle ganz klar und deutlich "Alles kann, nichts muss".

 

Im Folgenden werden wir Ihnen drei Aktivitäten, die für Ihr Wohlbefinden förderlich sein können, vorstellen: Entspannung, Bewegung und Ernährung. Gleichzeitig möchten wir betonen, dass es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten gibt: Lesen, Malen, Meditieren, Singen, Schreiben, kunsttherapeutische Angebote, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Suchen Sie sich eine Betätigung, die Ihnen gefällt. Wichtig ist, dass Sie aktiv werden.

 

Uns ist sehr wohl bewusst, das diese Vorschläge in der Hochphase einer Schmerzepisode mit mehreren Attacken pro Tag nicht mehr umsetzbar sind. Wenn es aber einigen in der Zeit dazwischen zu einem Hauch mehr Lebensqualität verhelfen kann, dann ist das der Rechtfertigung genug.


Entspannung

In körperlich und seelisch belastenden, schwierigen Zeiten reagieren die meisten Menschen mit innerer Unruhe und körperlichen Verspannungen. Entspannungsverfahren können helfen, Verkrampfungen zu lösen und zur Ruhe zu kommen.

 

Es gibt viele verschiedene Methoden, sich zu entspannen. Wir nennen Ihnen vier bekannte Verfahren.

Warnhinweis:

 

In einigen wenigen Fällen ist bekannt, dass eine Entspannung (z.B. die Muskelrelaxation nach Jacobsen) attackenauslösend wirkt.

 

Sollten Sie das bei sich feststellen, vermeiden Sie während der Episoden diese Übungen.

Autogenes Training

Über eine körperliche Entspannung hinaus soll ein Zustand innerer Ruhe, Gelassenheit und wohliger Wärme erreicht werden. Beim Autogenen Training wird die Fähigkeit von Menschen genutzt, sich Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen so plastisch vorzustellen, dass sie darauf körperlich reagieren (Selbstsuggestion). Die Selbstsuggestion erfolgt in kurzen Sätzen: z.B. „Der rechte Arm ist ganz schwer“. Unter fachlicher Anleitung werden solche Sätze zur Wahrnehmung und Entspannung verschiedener Körperbereiche und Körperfunktionen erlernt. Sie betreffen (Körper-)Schwere, (Körper-)Wärme, Herzschlag und Atem. Alle Übungen werden durch Ruhevorstellungen begleitet: „Ich bin ganz ruhig“. Nach einiger Übung stellt sich das vegetative Nervensystem um und schaltet von Spannung auf Entspannung.

Progressive Muskelentspannung (nach Jacobsen)

Bei der Progressiven Muskelentspannung geht es darum, einzelne Muskelgruppen im Körper zunächst anzuspannen, die Spannung für einige Sekunden zu halten und dann die Körperpartien wieder zu entspannen. So wird der Körper schrittweise gelockert und schließlich ganz entspannt. Diese Übung ist sehr schnell erlernbar. Oft wird schon nach kurzer Zeit eine Entspannung der Tiefenmuskulatur erreicht. Körperliche Verkrampfungen lösen sich, und Sie fühlen sich ruhiger und wohler.

Visualisierungsübungen

Visualisierungsübungen (zur Entspannung) sind Übungen, in denen Sie sich angenehme Bilder vorstellen, die positive Gefühle in Ihnen wecken. Zunächst werden Sie in einen entspannten Zustand geführt. Danach, in der bildhaften Vorstellung, werden möglichst viele Sinne angesprochen: das Sehen, das Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen. Sie stellen sich beispielsweise einen ganz persönlichen Ort der Ruhe und der Kraft vor. Das kann ein Ort aus Ihrer Erinnerung sein (z.B. aus dem Urlaub) oder ein frei erfundener. Mit Ihrer Vorstellungskraft erwecken Sie den Geruch der Luft zum Leben, Sie schmecken die Früchte, die dort wachsen, sie hören das Rauschen des Meeres oder das Plätschern eines Baches und fühlen den kühlen Windhauch an Ihrem Ort. Sie stellen sich vor, wie Sie an diesem Ort Kraft tanken und zur Ruhe kommen.

Meditation

Ziel der klassischen Meditation ist es, spirituelles Wachstum zu fördern und das Bewusstsein zu erweitern. Durch meditative Versenkung wird ein Zustand tiefer innerer Ruhe erreicht. Wichtig ist bei der Meditation das Prinzip des „Gehen-Lassens“ und der passiven Grundhaltung. Ganz vereinfacht unterscheidet man „rezeptive“ und „konzentrative“ Meditationsformen. In der rezeptiven Meditation wird ein Zustand der Ziellosigkeit akzeptiert und jeder Gedanke und jedes Bild darf zum inneren Bewusstsein gelangen. Bei der konzentrativen Meditation dagegen konzentriert sich der Übende auf seinen Atem, ein Objekt, einen Klang oder ein Wort.


Bewegung

In letzter Zeit wird häufig über eine mögliche Aktivierung des Immunsystems durch Sport diskutiert. In der Tat weisen neue Studien auf eine Zunahme der Abwehrfunktion nach mäßigen körperlichen Belastungen hin. Die Effekte der körperlichen Aktivität auf das Immunsystem sind jedoch so geringfügig, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen direkten Effekt auf die Erkrankung haben.

 

Das bedeutet im Klartext: Sport und Bewegung helfen in Zusammenhang mit dem Clusterkopfschmerz eigentlich gar nicht, aber sehr wahrscheinlich kann ein fitter und ausgeglichener Körper die Strapazen besser ertragen. Neben den körperlichen gibt es auch noch soziale Aspekte. Die Erfahrung von Gemeinschaft in einer Sportgruppe sowie Freude und Spaß an der Bewegung kann viel dazu beitragen, wieder mehr Selbstvertrauen aufzubauen und neue Lebensfreude zu gewinnen.

 

Sportliche Betätigung verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit, stärkt die Psyche und fördert soziale Kontakte.

Klären Sie Ihre körperliche Belastbarkeit vor Beginn eines Ausdauertrainings mit Ihrem Arzt ab.


Ernährung

Normalerweise benötigt ein Clusterkopfschmerz-Patient keine spezielle Ernährung. Für ihn gelten die gleichen Empfehlungen einer vollwertigen Ernährung, die alle notwendigen Nährstoffe in einer biologisch sinnvollen Kombination enthält und dem Körper genügend Nährstoffe zuführt, wie für Gesunde.

 

Durch richtige bzw. geschickte Ernährung kann ein Betroffener jedoch bewusst in den Krankheitsverlauf eingreifen.

 

Viele Betroffene reagieren auf sogenannte Trigger. Das bedeutet, dass ein bestimmtes Lebensmittel in der Lage ist, eine Schmerzattacke auszulösen.

 

Etwa 20% der Betroffenen können sich mit der sog. Renneberg-Diät Erleichterung verschaffen. Dabei steht eine Entsäuerung des Körpers im Vordergrund. Die inzwischen verstorbene Edith Renneberg hat damit über Jahre hinweg ihren ebenfalls schon lange verstorbenen Mann weitgehend schmerzfrei gehalten. 

 


Recht bekannte und universelle Trigger sind:
Alkohol Der Rotwein ist hier nicht stärker und nicht schwächer triggernd als jede Art von Alkohol. Schon kleinste Mengen Alkohol (z.B. eine einzelne Weinbrandbohne) können schon attackenauslösend sein.
Glutamat Geschmacksverstärker (MSG) Alle E-Nummern von E 620 bis 625. Es scheint einer der schlimmsten Attackenauslöser zu sein. Selbst gesunde Menschen bekommen z.B. nach dem Besuch eines China-Resaurants das so genannte "China-Restaurant-Syndrom", das Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl, usw. auslösen kann.
Tomaten und Tomatenmark In Tomaten/Mark ist Glutamat auf natürliche Art in hohen Konzentrationen enthalten.
Meeresfrüchte Z.B. Muscheln, Krebse, Tintenfische usw. Es scheint so, dass der Genuss von Fisch in den Abendstunden auch dazu zählt.
Eingelegte oder marinierte Lebensmittel Auch geräucherten Fisch sollte man meiden.
Gelber Käse  
Schokolade Auch in kleinsten Mengen
Aspartam E 951 (Süßstoff) scheint Attacken auszulösen.
Zitronensäure Ist in sehr vielen als unverdächtig geltenden Lebens- und Genussmitteln enthalten. Achten Sie auf die Inhaltsangabe aller Lebens- und Genussmittel. Manchmal ist auch nur E 330 angegeben.
Avocados  
Bananen  
Eukalyptus In Bonbons, Hustensäften und einigen Mitteln gegen Erkältung enthalten.
Nüsse Alle Nusssorten. Zu achten ist auch auf die "versteckten" Nüsse in Lebensmitteln
Muskat Beliebtes Gewürz
Nitrat (E 252) und Kaliumnitrat (E 251)  
Nitro und organische Nitroverbindungen Z.B. in Farben, Lacken, Löse- und Reinigungsmitteln.
Trimethylamin, Triethylamin Also auch der Geruch von Fisch, dies dürfte aber stellvertretend für eine ganze Gruppe von Verbindungen, nämlich generell Trialkylamine, aber auch aliphatisch-aromatische Amine gelten.
Medikamente Leider sind auch in vielen Medikamenten Stoffe enthalten, die Trigger sein können. So enthalten viele Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminmischpräparate die Zitronensäure als Geschmacksverstärker. Ebenso ist zu achten auf ätherische Öle, die in manchen Medikamenten enthalten sind. Auch können Medikamente Alkohol enthalten.
Antidepressiva Die meisten davon scheinen sich negativ auf den Serotoninhaushalt auszuwirken.
Flackerndes Licht Z.B. in der Disco, oder Autofahren durch Alleen, bei niedrigen Sonnenstand.
Lärm Im unteren Frequenzbereich

Um dahinter zu kommen, welche Stoffe Trigger sind, ist es empfehlenswert, nach den Attacken nachzuforschen, welche Speisen man in den letzten 24 Stunden zu sich genommen hat oder welchen anderen Einflüssen man ausgesetzt war.

 

Diese notiert man und versucht die Attacken auslösenden Stoffe in der Zukunft auszulassen. Jeder Betroffene weiß, wie bedeutend es ist, auch nur eine Cluster- Attacke zu vermeiden.

 

Das Vermeiden von Triggern und eine damit ggf. einhergehende Ernährungsumstellung kann die Lebensqualität signifikant verbessern. Auch bei 100%iger Triggervermeidung treten dennoch Attacken auf. Aber es müssen ja nicht mehr sein, als unbedingt notwendig.